Positionspapier allgemein

Positionspapier von iPEBo (Stand  04/15)

Kooperationsbereitschaft

Die diversen Einrichtungen im Bodenseekreis (GPZ FN, GPZ Überlingen, KPP, Psych. Tagesklinik sowie amb. Dienste) könnten besser miteinander kooperieren und die Patienten nahtloser in die ambulante Versorgung entlassen. Dazu könnte man z.B. bereits im KPP Kontakt zur Tagesklink aufnehmen bzw. zu den amb. Diensten und zum SPDI, um die Wartezeiten für den Klienten zu verkürzen.

Angehörigenarbeit

Die Ehepartner, Eltern und ggfs. Erwachsene Kinder könnten zur Verbesserung der Qualität der Behandlung und zur Verkürzung von Aufenthalten telefonisch in wesentliche Entscheidungen (z.B. Verlegung, Medikamente, Zwangsmaßnahmen) und zur Rückmeldung von Wochenend- und Tagesbeurlaubungen miteinbezogen werden, sofern der Klient zustimmt.

Kommunikation auf Augenhöhe

Das zurzeit noch oft vorherrschende Machtgefälle in der Kommunikation zwischen Professionellen und Klienten könnte noch wesentlich verbessert werden i.S. Einer wertschätzenden und partnerschaftlichen Kommunikation (Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation)

Kritik- und Konfliktbereitschaft

Es wäre wünschenswert, eine konstruktive Fehler- und Beschwerdekultur zu entwickeln (Vorschläge von Klienten gezielt fördern durch z.B. entspr. Kästen in jeder Einrichtung und Zeit und Raum in Besprechungen für Vorschläge von Klienten einräumen). Reflektionsfähigkeit von Mitarbeitern diesbezüglich fördern.

Kooperation mit Hilfen außerhalb der Psychiatrie

Im Bodenseekreis besteht ein ausgeprägtes Netz an caritativen und bürgerschaftlich engagierten Einrichtungen und Gruppen, die den Klienten weiterhelfen können wie z.B. Frauen helfen Frauen, Trauercafé, Schwangerschaftsberatung, Eheberatung bei der Caritas, Lebensberatung, Suchthilfe, Seelsorger. Die Mitarbeiter in den Psych. Einrichtungen könnten die Klienten darin aufklären und unterstützen, diese i.S. Der Inklusion aufzusuchen, evtl. sogar beim Erstkontakt begleiten.

Bürgerhelfer

Die Bürgerhelfer im Bodenseekreis haben sich aufgelöst. Neue Aufgaben wie Sitzwachen im KPP und Begleitung zu kulturellen Veranstaltungen sollten überdacht werden und eine neue Gruppe aufgebaut werden.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtungen könnte intensiver und breiter gestaltet werden. So sollten z.B. die Hausärzte als erste Anlaufstation besser mit Infomaterial ausgestattet sein. Auch die Einrichtungen untereinander könnten ihre Angebote besser kommunizieren und z.B. mehr in der lokalen Presse bekannt machen.

Behandlungsvereinbarung

Die Behandlungsvereinbarung ist ein wirksames Instrument für Klienten und Behandler, die Behandlung für beide Seiten erfolgreicher zu gestalten. Es sollte in der Hilfeplankonferenz als fester Bestandteil aufgenommen werden. Die Mitarbeiter des SPDI sollten ihre Klienten dabei aufklären und bei der Erstellung unterstützen. Die Kliniken sollten ihr System der Erfassung der Vereinbarungen optimieren und garantieren können, dass die Vereinbarungen hinterlegt und beachtet werden (Schulung von Professionellen evtl. nötig).

Patientenfürsprecher

Das bestehende System der Patientenfürsprecher im Bodenseekreis ist für Klienten unbefriedigend, weil die Person am KPP keine Sprechstunden abhält und so Patienten ohne Ausgang sie nicht erreichen können. Außerdem ist die Beschwerdekommission eine zu große Hürde für die meisten Klienten. Der Patientenfürsprecher sollte eine eigene Homepage auf der Seite des KPP und der anderen Einrichtungen habe und offensiver zu den Klienten und Angehörigen gehen. Es sollte die Möglichkeit geben, dass der Patientenfürsprecher Klienten in Arztgespräche begleitet und evtl. auch deren Anliegen stellvertretend in der Beschwerdekommission vertritt.

Sitzwachen

Für suizidgefährdete Patienten und Patienten in der Isozelle sollten dringend Sitzwachen ermöglicht werden. Diese können nach unseren Erfahrungen aus Unikliniken auch Studenten oder ehrenamtliche Bürgerhelfer oder Psychiatrie-Erfahrene sein, die angemessen bezahlt werden und eine Schulung erhalten.

Mutter-Kind-Station

Frauen, die während oder nach ihrer Schwangerschaft psychisch erkranken (Wochenbettdepression, Schwangerschaftspsychose) sollte es die Möglichkeit geben, außerhalb der Akutstation in angemessener Betreuung von Mutter und Baby bzw. Kleinkind behandelt zu werden. Uns sind alleine 5 Frauen bekannt, die davon betroffen sind bzw. waren. Die Trennung von Mutter und Kind führt zu schweren Traumata bei Mutter und Kind. Auch das „Wegnehmen“ des Babys oder Kleinkindes in Pflegefamilien ist sehr traumatisch und könnte in vielen Fällen durch Mutter-Kind-Behandlung verhindert werden.

Kommunikationszeit und –qualität mit den Patienten

Die Zeit und Qualität der Gespräche und Zuwendung (auch nonverbal z.B. gemeinsames Musizieren, Lesen, Malen, Spiele jenseits der vorgeschriebenen Therapiezeiten) könnte im KPP durchaus erhöht werden und eine aktivierende Pflege stärker gefördert werden. Die Empathiefähigkeit der Professionellen sollte besser geschult, gefördert und auch belohnt werden.

Frauen in Führungspositionen

Bei der Besetzung von Führungspositionen sollen weibliche Bewerberinnen gezielt angesprochen und bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden. Ihre Arbeitsbedingungen sollen frauengerecht und familiengerecht gestaltet werden (Teilzeitarbeit ermöglichen, Kinderbetreuung anbieten, flexible Arbeitszeiten ermöglichen, gleiche und angemessene Bezahlung bei gleicher Qualifikation wie männliche Kollegen, Weiterbildungen im Genderbereich anbieten und ermöglichen). Dies ist insbesondere für die große Anzahl von traumatisierten Klientinnen erforderlich. Weibliche Klientinnen sollen die Möglichkeit bekommen, auf Wunsch eine weibliche Ärztin zu bekommen z.B. auch in jeder PIA.

Getrennte Ruheräume

In allen Einrichtungen im Bodenseekreis (Sprungbrett, GPZ Ü, GPZ FN etc) sollen für Männer und Frauen getrennte Ruheräume eingerichtet werden und in ausreichender Zahl.

Qualifizierungsangebote für Psychiatrie-Erfahrene

KlientInnen sollen aktiv ermuntert und informiert werden über Qualifizierungsangebote (EXIN, Katholische Erwachsenenbildung, VHS etc.). Kurse sollen finanziell unterstützt werden und unabhängige, der Leistung angemessen bezahlte Arbeitsmöglichkeiten für Betroffene auch in den Einrichtungen selbst geschaffen werden (Betroffene als Sozialarbeiter, Patientenfürsprecher, Peer to Peer, amb. Pflegedienst, Einbindung in psych. Krisendienst, Sitzwachen). Der Umgang zu den Klienten ist leichter und unmittelbarer durch die gemeinsamen Erfahrungshintergrund und die gemeinsame Sprache. Supervision soll für die Betroffenen MitarbeiterInnen angeboten und finanziert werden. Fachliteratur soll zur Verfügung gestellt und finanziert werden.

Einrichtung eines ambulanten psych. Krisendienstes

Im Bodenseekreis soll ein amb. Krisendienst eingerichtet werden, wo Betroffene und Angehörige rund um die Uhr und an allen Tagen im Jahr telefonisch und persönlich qualifizierte Hilfe bekommen (z.B. Krisenbett). Die Beratung erfolgt von Fachleuten (Sozialpädagogen, Psychiater, EXIN bzw. Betroffene, Bürgerhelfer) gegen angemessene Bezahlung. Gleiches Geld für gleiche Leistung. Oft können Krisen so entschärft werden und Klinikaufenthalte können vermieden werden. Die MitarbeiterInnen werden geschult und supervisioniert.

Soft Skills bei der Auswahl von Personal

Bei der Auswahl von Personal in unseren Einrichtungen soll viel Wert auf Einfühlungsvermögen, Einsatzbereitschaft und Sympathie für psychisch kranke Menschen gelegt werden. Diese Eigenschaften sollen belohnt und gefördert werden von den Führungskräften und ein entsprechendes Arbeitsklima geschaffen und gepflegt werden. Evtl. sollen Betroffene in die Bewerbungsprozesse miteinbezogen werden.

Einrichtung von Wartegruppen bei der Psych. Tagesklinik FN

Um die langen Wartezeiten hier zu erleichtern sollen wie bundesweit bereits erfolgreich erprobt sog. Wartegruppen eingerichtet und betreut werden. Klienten auf der Warteliste werden in geeignete Gruppen zusammengefasst und im Vorfeld im 14- tägigen Gruppensitzungen betreut. Die Erfahrung zeigt, dass die Hälfte auf der Warteliste dann gar keine teilstationäre Behandlung mehr braucht bzw. durch die Beratung anderswo adäquate Hilfe gefunden hat.

Die Struktur des GPV

In der aktuellen Trägergemeinschaft und ihren Gremien, sind nur Träger stimmberechtigt. Die Weiterentwicklung des GPV muss ein Stimmrecht für die Betroffenenvertreter – und nicht bloß eine Anwesenheits- und Mitsprachemöglichkeit – bedeuten.

Bezahlung von Psychiatrieerfahrenen

Die an der Arbeit des GPV beteiligten Psychiatrieerfahrenen sind angemessen zu bezahlen.

Installation einer Tagesklinik in Überlingen

Wir, iPEBo, plädieren für eine weitere Tagesklinik in Überlingen. Die Tagesklinik in Friedrichshafen ist überlaufen und hat den Schwerpunkt “Borderline-Erkrankung”, also werden die anderen Krankheitsbilder nicht ausreichend gestützt und behandelt. Weiter ist diese TK sehr umständlich zu erreichen (Fahrtzeit von über 1 Stunde ist zulang)! Die Tageskliniken in Lindau und Singen sind noch weiter entfernt!

Kooperation im GPV

Die stärken- und qualtitätenorientierte Kooperation der GPV-Vertreter für eine hilfreichere Psychiatrie muss im Vordergrund stehen.

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